Was ist mit Systemwechsel?

Transformation, Konversion, Umbau: Was  ist mit Systemwechsel?

Das Wort Transformation hat Hochkonjunktur in Zeiten der verstärkten Diskussion über die Frage, wie die Klimaziele erreicht werden können. Dass sie erreicht werden müssen, hat die IGM eindeutig bejaht, das ist gut so. Verständlich ist aber auch, dass wir Beschäftigte in der Automobilindustrie nicht gleich in Begeisterung ausbrechen. Seit Jahren kennen wir in den Betrieben nichts anderes als die Forderung nach Veränderung: immer sollen wir uns verändern, aber nie wird etwas besser für uns. Und jetzt steht auch noch unser ganzes Produkt im Zentrum der Kritik. Da steckt schließlich unser Wissen, unsere Fertigkeiten und unsere Arbeitskraft drin. Das muss man erst mal wegstecken! Das Rezept von VW und den anderen Herstellen ist klar. Sie wollen ihr Geschäftsmodell und ihre Profite retten: Deshalb die Förderung von E-Mobilität und Individualverkehr sowie die Forderung nach Einsatz massiver staatlicher Mittel in die Ladeinfrastruktur, Subventionen für die Batteriezellenherstellung, Verkaufshilfen….

Sichert das nicht auch unsere Arbeitsplätze?

Vordergründig ja. Aber was ist mit dem permanenten Stellenabbau aufgrund der verringerten Fertigungstiefe bei E-Autos, den Folgen der Digitalisierung und den immer höheren Rationalisierungsvorgaben? Die Förderung einer wirklichen Verkehrswende und einer ökologischen Mobilität darf sich nicht allein an dem von der Autolobby erzeugten Elektroauto-Hype, inzwischen ergänzt um Digitalisierung und autonomes Fahren, orientieren. Nötig ist ein gesamtgesellschaftlicher Rahmenplan für eine ökologische, soziale und sichere Mobilität. Dafür braucht es den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die „smarte“ Vernetzung bestehender Verkehrsträger mit dem Individualverkehr. Darin haben dann auch Elektro-Autos ihren Platz – aber kleine, leichte und kostengünstige Modelle. Die für große Limousinen und SUV notwendigen großen Batterien machen die Probleme beim Bau von E-Pkw noch größer.

Wer bezahlt die Klimawende, wer trägt die sozialen Lasten?

Die Förderung des „Umbaus“ der Automobilindustrie darf nicht auf Kosten der Beschäftigten geschehen. Der in der letzten Tarifrunde begonnene Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung sollte dafür auf alle Beschäftigten erweitert und um den notwendigen Lohnausgleich ergänzt werden. Wenn staatliche Hilfen, dann für die Beschäftigten, damit sie den Umbau meistern können. Wenn wir nicht wollen, dass unsere Interessen unter die Räder kommen, dann müssen wir uns engagieren. Die Diskussionen um Konversion müssen wieder aufgenommen und Pläne zur Unterstützung eines Umbaus erarbeitet werden. Für unsere Interessen müssen wir uns überall Gehör verschaffen, auch auf der Straße und im Betrieb.  Die #FairWandel-Kundgebung der IG Metall im Juni in Berlin kann dazu nur ein erster Auftakt gewesen sein. Wie weit das in diesem Kapitalismus möglich ist, werden wir sehen. Aber eines ist klar: Wir müssen uns auf den Weg machen!

(Dies ist der Leitartikel der letzten Ausgabe des roten Käfers. Die ganze Ausgabe finden Sie hier.)

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