Die Ziele des Vorstands: Gewinnsteigerung auf 10 Milliarden, dauerhafte Umsatzrendite von 6,5 Prozent („Accelerate Forward / Road to 6.5“). Die Mittel: Werkschließungen, Massenentlassungen, Lohnkürzungen… Dabei geht es nicht um Verluste – es geht in erster Linie darum, künftige Profite zu sichern: 6,5 Prozent Rendite statt 3,5 Prozent. 137 Milliarden Euro Gewinnrücklagen und mehr als 16 Milliarden Euro Nettogewinn 2023 stehen in der Bilanz des Konzerns. Davon ausgeschüttet wurden 4,5 Milliarden im Jahr 2024, gut zwei Milliarden Euro direkt an den Porsche-Piëch-Clan.
Lohnverzicht?
Der NDR berichtete am 8. November über eine Umfrage zur VW-Krise: „62 Prozent der von infratest dimap Befragten halten es für zumutbar, dass VW-Mitarbeitende auf einen Teil ihres Gehalts verzichten, um das Unternehmen zu stützen.“ Auf den ersten Blick erscheinen unsere Einkommen bei Volkswagen relativ hoch, jedenfalls im Vergleich zu den Beschäftigten anderer Unternehmen und Branchen, z. B. in der Pflege. Ein Vergleich der Werker-Einkommen bei Volkswagen mit den Gewinnen der VW-Großaktionäre oder den Bezügen der verantwortlichen Top-Manager ergibt aber ein anderes Bild. Und: Der Anteil der Personalkosten am Umsatz ist seit 2015 von 17 auf 15 Prozent gesunken. Jedes Prozent Personalkostenreduzierung würde also nur 0,15 Prozent Einsparungen bei den Gesamtkosten erbringen.
Tatsächlich ist die Krise bei VW und anderen Autokonzernen vor allem eine Absatzkrise. Insgesamt wurden 2023 in Europa 2 Millionen Fahrzeuge weniger verkauft als vor Corona, davon 500.000 Einheiten weniger von Volkswagen. Die Fixkosten der nicht ausgelasteten Kapazitäten treiben die Kosten pro Einheit hoch – daran würde auch Lohnverzicht nichts ändern.
Wem würde ein Lohnverzicht der Volkswagen-Werker denn zugutekommen? Etwa den unterbezahlten Beschäftigten in der Pflege oder anderen Sektoren? Im Gegenteil: Wenn die VW-Bosse mit ihren geforderten Lohnkürzungen gegen die bestorganisierte Belegschaft der Bundesrepublik durchkämen, wäre das auch für andere Unternehmen, eine Einladung, die Löhne weiter zu drücken. Absenkung der Löhne, also der Kaufkraft, um den Absatz anzukurbeln – wirklich eine gute Idee???
„Kampfansage von historischem Ausmaß“ so nannte der Betriebsrat dieses Vorgehen des Konzerns. Vor 30 Jahren gab es einen Kompromiss zum Erhalt der (auch damals) 30.000 bedrohten Arbeitsplätze: Arbeitszeitverkürzung, allerdings von den Beschäftigten selbst bezahlt („Vier-Tage-Woche“). Heute erfordert die Kampfansage des Vorstandes von uns auch Gegenwehr „von historischem Ausmaß“. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!
Das Flugblatt als PDF findet ihr hier.